Workspace ONE XR Hub – Die Arbeitsweise der Zukunft?

[UPDATE 29. June 2022] The Vive Focus 3 is now supporting Zero Touch QR Code Enrollment, take a look at this Support article.

Auf der letzten VMworld (2021) hat VMware angekündigt, zukünftig eine Reihe an VR/AR-Brillen zu unterstützen. Vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, eine HTC Vive Focus 3 VR Brille testen zu können. Dank geht an dieser Stelle an HTC für die Teststellung.

An erster Stelle sei noch einmal kurz der Unterschied zwischen einer VR- und einer AR-Brille erläutert. VR steht für ‚Virtual Reality‘ und deckt den Sichtbereich für ein 360°-Erlebnis vollkommen ab. Der Nutzer taucht praktisch komplett in die virtuelle Umgebung ab. Augmented Reality dagegen ermöglicht dem Nutzer immer noch den Blick auf die tatsächliche Welt, ist also nur ein Overlay in dem Informationen über das eigentliche Sichtfeld eingeblendet werden bzw. ergänzt werden.

Die Anwendungsbereiche unterscheiden sich somit signifikant. VR kann beispielsweise im Bereich Training und Kollaboration für virtuelle Interaktion eingesetzt werden – es werden komplett virtuelle Welten geschaffen, wie sie dann auch im Konsumer-Bereich mit dem ‚Metaverse‘ zukünftig geplant sind. AR kann dagegen mehr in der praktischen Fertigung seine Einsatzbereiche finden, beispielsweise in Fabriken, wo der Anwender an einem Fließband oder einer Fertigungsstelle arbeitet und dabei zusätzliche Informationen eingeblendet bekommt. Im Privatbereich wäre das bekannteste Beispiel für den AR-Einsatz die Google-Glass-Brille.

Reference: https://www.cablematters.com/blog/Virtual-Reality/vr-vs-ar

Im Unternehmensbereich gibt es in Bereichen, wo AR/VR Brillen bereits eingesetzt werden, Herausforderungen bei der allgemeinen Verwaltung, der Installation von Apps und Content, Absicherung und vor allem der initialen Provisionierung.

Der Workspace ONE XR Hub steht aktuell als Beta für die folgenden Modelle zur Verfügung:

  • HTC VIVE Focus Plus™
  • HTC VIVE Focus 3
  • Pico Neo 2
  • Pico Neo 2 Eye
  • Pico Neo 3
  • Pico G2 4k
  • Oculus Quest 2

Bitte vorab die Dokumentation prüfen und bei Bedarf mit dem VMware Ansprechpartner in Kontakt treten.

Der technische Ansatz:
In der Praxis getestet habe ich lediglich die HTC Vive Focus 3, jedoch kann diese für andere auf Android basierende Brillen dienen. Das grundsätzliche Konzept, wie die Brille verwaltet wird, ist gleich.
VMware bietet für VR/AR-Brillen den Workspace ONE XR Hub an – aktuell noch als Beta-Version verfügbar über https://beta-ea.vmware.com. Der XR Hub ersetzt hierbei jedoch nicht den klassischen Workspace ONE Intelligent Hub. Die Aufteilung ist wie folgt:

Der Workspace ONE Intelligent Hub ist der klassische Device-Agent als 2D-App, wie auch auf allen anderen Android-Geräten, inklusive der bekannten Nutzeroberfläche mit den bekannten Hub Services Notifications, For You Tab, Support und natürlich dem App Catalog.

Der Workspace ONE XR Hub kann als das Portal für Enterprise-Anwendungen gesehen werden. DER XR Hub ist für VR-Einsatzbereiche designed und bietet somit die 360°-Ansicht. Die Apps und Services, die ich hier zur Verfügung stelle, basieren auf dem App-Catalog in Workspace ONE Access.

Die Verwaltung des Geräts läuft also über den Intelligent Hub, die visuelle Darstellung der virtuellen Arbeitswelt wird vom XR Hub übernommen.

Für die Verwaltung der VR-Brillen empfiehlt sich also die Kombination aus den folgenden Komponenten:

  • Workspace ONE UEM  Management der Geräte
  • Workspace ONE Access  Authentification, App-Catalog, SSO
  • Workspace ONE Intelligent Hub  Device Agent
  • Workspace ONE XR Hub  VR Business Portal für Enterprise-Anwendungen
  • Optional: Workspace ONE Assist  Remote-Fernsteuerung
  • Optional: Workspace ONE Tunnel mit Unified Access Gateway  Zugriff auf interne Ressourcen
  • Optional: VMware Horizon um virtuelle Apps oder VDIs zur Verfügung zu stellen

Prinzipiell ist auch der XR Hub und Workspace ONE Access optional, wenn ich nur eine reine Verwaltung von Geräten vornehmen möchte und nicht auf AR/VR-Content und Anwendungen setzen möchte.

Enablement der HTC Vive Focus 3
Wie die einzelnen Geräte provisioniert werden, ist in der Dokumentation im Beta-Portal erläutert und muss von mir nicht im Detail wiederholt werden. Wo sich die einzelnen Brillen der Hersteller unterscheiden, ist wie das Basis-Setup läuft. Sprich: Wie versetze ich die jeweilige Brille in den Enterprise-Modus und wie bringe ich den Workspace ONE Intelligent Hub auf das Gerät (der Play Store ist nicht verfügbar), um das eigentliche Enrollment zu starten. Bei der Focus 3 erfolgt dies über eine Batch-Datei, die ich inklusive eines Schlüssels über das Enterprise-Business-Portal von HTC provisioniere und Downloads. Diese Batch-Datei beinhaltet meine Basis-Konfiguration und den Workspace ONE Intelligent Hub, nach Bedarf auch weitere Applikationen, die ich direkt beim initialen Staging mitgeben möchte. Allerdings kann ich, bzw. sollte ich vielleicht sogar meine Enterprise-Applikationen abgesehen vom Intelligent Hub über Workspace ONE ausrollen, da ich diese dann per App-Config vorkonfigurieren und updaten kann. Die heruntergeladene Batch-Datei und den Key kopiere ich auf eine Micro-SD-Karte, die in die Brille eingesetzt wird und nach einem Factory Reset greift die Batch-Datei entsprechend und versetzt die Brille in den Enterprise Modus und installiert den Workspace ONE Intelligent Hub. Der Workspace ONE XR Hub ist an dieser Stelle noch nicht installiert.

Über den Workspace ONE Intelligent Hub starte ich nun das klassische Device-Enrollment, welches erste einmal nicht anders abläuft, als auch auf anderen Android-Geräten.

Ab diesem Zeitpunkt kann ich die VR-Brille schon grundsätzlich wie jedes andere Android-Frontline oder Rugged Gerät auch verwalten:

Im nächsten Schritt möchte ich jedoch noch die Vorzüge des Workspace ONE XR Hub erhalten. Hierfür geht man grundsätzlich wie folgt vor, wobei es sicher auch Variationen gibt:

  • Upload des XR Hub .apk in Workspace ONE als Enterprise App und Push zum Device
  • Anpassen von Settings in Workspace ONE Access um die Authentifikation zu ermöglichen und den XR Hub als vertrauenswürdigen Client zu erkennen.
  • Anpassen der JSON-Konfigurationsdatei für den XR Hub. Über die XRHubClientConfig.json kann das Erscheinungsbild und Verhalten des XR Hub für die Bedürfnisse einer jeden Firma bzw. des Anwendungsbereichs angepasst werden.
  • Erstellen eines Provisionierungsprodukt mit dem die JSON-Konfigurationsdatei auf das Device an die korrekte Stelle gepushed wird.
  • Bereitstellung von Content im WS1 Access bzw. Workspace ONE UEM Katalog – Enterprise .apks und Web-Apps.

Details zu den erforderlichen Schritte sind in der Dokumentation im Beta-Portal verfügbar (https://beta-ea.vmware.com/). Das Anpassen der JSON-Datei erfordert ein wenig Übung bzw. Hintergrundwissen. Allgemein sind die Optionen gut in der Doku erläutert wichtig zu erwähnen ist nur, dass unter dem Punkt „Workspace ONE URL“ die URL des Workspace ONE Access Tenant angegeben werden muss:

Sobald der XR Hub und das Produkt für die .json-Konifgurationsdatei installiert sind, kann der XR Hub gestartet werden. In meinem Fall habe ich für den erstmaligen Start des XR Hub in der Config-Datei hinterlegt, dass ein Info-Video abgespielt werden soll, welches ich ebenfalls über ein Produkt auf die Brille gepushed habe:

Nach dem Video steht der XR Hub inklusive dem vorkonfigurierten Content zur Verfügung:

Fazit:
AR/VR ist mit sehr hoher Sicherheit ein Teil der Zukunft des Arbeitens und hält heute schon in einigen Bereichen Einzug. Aus Gesprächen mit meinen Kunden kann ich jedoch sagen, dass es noch meist auf Forschungs-, Innovations- oder Nischenbereiche beschränkt ist. Allerdings sind die Möglichkeiten, die AR/VR-Anwendungsfälle bieten, nahezu unbegrenzt und können unsere Arbeitsweise zukünftig nachhaltig verändern. Zu einem klassischen Durchbruch und Anwendung in der breiten Masse, reicht es noch nicht. Das liegt an verschiedenen Punkten, die in den meisten Fällen mit der Hardware zusammenhängen und der Tatsache, dass jeder Anbieter der Brillen aktuell noch auf sein eigenes Ökosystem aus Account und Provisionierungslösung setzt. Im Enterprise-Umfeld wirkt es beispielsweise abschreckend, wenn wie bei den Meta-Brillen Oculus ein Facebook-Account Pflicht ist, um das Gerät überhaupt in Betrieb zu nehmen.

Ein weiterer Punkt ist die Anwendungsverfügbarkeit. Sicher kann ich praktisch jede Android-App auf den VR-Brillen laufen lassen. Jedoch ist das Benutzererlebnis begrenzt, wenn ich einfach eine 2D-App auf einer VR-Brille nutze. VR setzt die 360°-Sicht voraus und darauf muss eine Applikation angepasst werden, um das räumliche Nutzer-Erlebnis zu ermöglichen. Die Entwicklung von Apps in diese Richtung ist aktuell noch komplex und von wenigen Anbietern umgesetzt, es mangelt also an Verfügbarkeit von entsprechenden Applikationen. An dieser Stelle sei noch gesagt, dass keine Apps direkt aus dem Play-Store installiert werden könne, da es sich bei den VR-Brillen um die AOSP-Version von Android handelt (Android Open Source), es fehlen also die klassischen Google Managed Services (GMS), was den Play Store ausschließt. Das Android wurde von den Herstellern zu sehr angepasst, so dass es keine Zertifizierung für die GMS erhalten kann. Als Unternehmen muss ich also die .apk-Files der entsprechenden Apps haben, die ich auf der VR-Brille nutzen möchte. Ein Einsatz von gängigen Kommunikations- und Kollaborationslösungen wie Microsoft Teams, WebEx oder Zoom ist somit nicht möglich – hier muss auf Angebote der Hersteller der Brillen zurückgegriffen werden. Für eine nicht zu kleine Anzahl an Kunden ist dies ein KO-Kriterium.

Aus Management-Perspektive bietet die Kombination aus Workspace ONE Intelligent Hub und Workspace ONE XR Hub heute schon ein hohes Maß an Möglichkeiten, wie es aus der Verwaltung von Android-Geräten seit Jahren bekannt ist. In erster Linie handelt es sich bei den unterstützen Geräten um ein Android-Frontline-Device, wie sie auch von Zebra und Honeywell als Beispiele bekannt sind – das Management funktioniert dann entsprechend. Der XR Hub bietet dann ‚on-Top‘ ein visuell und funktional gelungenes Portal für den Zugang zu den gesammelten Enterprise-Anwendungen.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Erlebnis VR-Brille allgemein und im Speziellen mit dem XR Hub sehr beeindruckend ist und Spaß macht. Die 360°-Ansicht vermittelt eine neue Art der räumlichen Wahrnehmung und versetzt mich im virtuellen Arbeiten aus der Ferne potentiell mit meinen Kollegen wieder in einen gemeinsamen Raum. Der Durchbruch für Anwendungsfälle in der Masse ist sicher noch ein wenig hin, aber es scheint absehbar, dass Lösungen dieser Art zukünftig einen starken Einfluss auf unsere Arbeitsweisen haben werden. Der Workspace ONE XR Hub kann an dieser Stelle ein wenig als das ‚Next Level Anywhere Workspace‘ gesehen werden.

Weitere Informationen:
Techzone Announcement:
https://techzone.vmware.com/blog/vmware-workspace-one-xr-hub-beta-announced
Techzone Podcast:
https://techzone.vmware.com/?share=podcast4100&title=workspace-one-xr-hub
Beta Portal:
https://beta-ea.vmware.com/enter/
Techzone Article Head Mounted Wearables_
https://techzone.vmware.com/resource/enrolling-head-mounted-wearables-vmware-workspace-one-uem

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